Dank einer Kooperation mit dem Haus Bethesda der Diakonie Stiftung Salem erhalten angehende Atem-, Sprech- und Stimmlehrkräfte besondere Einblicke in die Praxis
Minden, 15.12.2025. Langsam gleitet das dünne Endoskop durch die Nase und gibt den Blick auf eine Welt frei, die sonst verborgen bleibt. Ein Schluck Wasser passiert den Rachen – und auf dem Bildschirm verfolgen fünf angehende Atem-, Sprech- und Stimmlehrerinnen und -lehrer gebannt, welchen Weg es nimmt. Im Rahmen einer Kooperation mit dem Haus Bethesda der Diakonie Stiftung Salem nehmen die Schülerinnen und Schüler der CJD Schule Schlaffhorst-Andersen zum ersten Mal an einer fiberendoskopischen Schluckuntersuchung teil.
„Die Schlucktherapie ist erst spät Thema in der Ausbildung“, erklärt Christiane Mittelstädt, klinische Linguistin im Haus Bethesda. Sie hat die Kooperation mitinitiiert, um den Schülerinnen und Schülern frühzeitig einen Einblick in den Berufsalltag zu ermöglichen. Für viele ist der direkte Blick in den menschlichen Schluckakt ein Aha-Erlebnis. Angeleitet wird die Visite von HNO-Arzt Dr. Holger Petzold. Er besucht den Wohnbereich Aue regelmäßig und begleitet die Bewohnerinnen und Bewohner teilweise schon seit Jahren. Mithilfe der fiberendoskopischen Schluckuntersuchung kann er unter anderem nachvollziehen, ob der Schluckvorgang gelingt, ob Nahrung unbemerkt in die Atemwege gerät oder ob Rückstände im Rachen bleiben, die später gefährlich werden können. „Wir freuen uns sehr über die gute und verlässliche Zusammenarbeit mit Dr. Holger Petzold. Dass wir auf diesem hohen fachlichen Niveau zusammenarbeiten, ist für die Qualität der Versorgung unserer Bewohnerinnen und Bewohner von unschätzbarem Wert“, sagt Andrea Rose, Einrichtungsleiterin des Hauses Bethesda. Die regelmäßige Untersuchung ist dabei ein zentraler Baustein der fachgerechten Pflege, denn auf dem Wohnbereich Aue leben jüngere Menschen mit schweren neurologischen Schädigungen und außerklinischem Intensivpflegebedarf.
„Unsere Arbeit ist multiprofessionell geprägt“, betont Christiane Mittelstädt. Physiotherapie, Ergotherapie, sowie spezialisierte Pflegekräfte arbeiten eng zusammen, um die Ressourcen der Bewohnerinnen und Bewohner zu stärken und ihnen größtmögliche Selbstständigkeit zu ermöglichen. Welchen Einfluss Pflege und Therapieangebote auf die Atmung – und damit auf die Lebensqualität – haben, demonstriert Christiane Mittelstädt mit einer einfachen Übung. Der Körper leicht angewinkelt, die Haltung etwas gedreht – schon verspannt sich der gesamte Bewegungsapparat und die Atmung wird zunehmend schwerer.
Das Wissen um das komplexe Wechselspiel von Schluck- und Atemvorgängen ist auch für die angehenden Atem-, Sprech- und Stimmlehrerkräfte entscheidend. Die Hospitationen im Haus Bethesda sind für sie daher ein echter Gewinn – fachlich wie menschlich. Schließlich erhalten sie hier nicht nur einen tiefen Einblick in das Feld der Neurologie und in die Arbeit mit schwer beeinträchtigten Menschen, sondern erleben auch, wie eine wertschätzende und zugewandte Kommunikation unter erschwerten Bedingungen gelingen kann. „Bei unseren Hospitationen gibt es immer bereichernde Begegnungen“, so Christiane Mittelstädt. Und diese Begegnungen verändern oft genug die Perspektive.











