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Mit Herz und Händen

Um sich mit ihren gehörlosen Mitarbeitenden noch besser zu verständigen, lernt Geschäftsführerin Nina Schnittker die deutsche Gebärdensprache

Kurz sieht es so aus, als würde Nina Schnittker ihren Kolleginnen und Kollegen eine ordentliche Standpauke halten, so gestikuliert die Geschäftsführerin der Prodikon Dienste GmbH mit den Händen. Doch Nina Schnittker ist alles andere als unzufrieden mit ihrem Team. Ihre Gesten wählt sie mit Bedacht und das aus gutem Grund: Viele Mitarbeitende des Unternehmens der Diakonie Stiftung Salem sind gehörlos. Um sich mit ihnen noch besser zu verständigen, hat Nina Schnittker jetzt einen Gebärdensprachkurs absolviert.

Mittlerweile finden zehn Mitarbeitende mit Hörschädigung bei Prodikon einen sicheren Arbeitsplatz. Selbstverständlich ist das nicht, denn nach wie vor haben viele hörgeschädigte Menschen Schwierigkeiten, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, erklärt Ralf Isermann, Berater für gehörlose Menschen bei der Diakonie Stiftung Salem. Viele Arbeitgebende haben Sorgen, dass die Kommunikation nicht funktioniert. Nina Schnittker kann das nachvollziehen. Auch bei Prodikon müssen die Absprachen funktionieren. Das Unternehmen ist unter anderem zuständig für die professionelle Gebäudereinigung in den Einrichtungen der Diakonie Stiftung Salem. Ein anspruchsvoller Job, immerhin unterliegen viele Einrichtungen der Mindener Diakonie strikten Hygienevorschriften. Aber von ein paar Bedenken wollte sich Nina Schnittker die Chance auf neue motivierte Mitarbeitende nicht nehmen lassen. Darum hat sie sich schnell einige Gebärden angeeignet. „Schönes Wochenende“, „schönen Urlaub“, die ersten Gebärden brachten ihr die Kolleginnen und Kolleginnen selbst bei. Mit Unterstützung von Ralf Isermann lernte sie dann immer mehr dazu. „Ich habe mich einfach so ausprobiert“, erzählt Nina Schnittker. „Manchmal war das wahrscheinlich das größte Kauderwelsch.“ Geklappt hat die Kommunikation trotzdem gut. Der Wunsch, ihre Mitarbeitenden noch besser zu verstehen, blieb für die Geschäftsführerin aber bestehen.

In zwei Blockwochen setzt sich Nina Schnittker darum intensiv mit der Deutschen Gebärdensprache auseinander. Dazu besuchte sie im Dezember bereits eine Hamburger Gebärdensprachschule, die zweite Blockwoche in der Hansestadt folgt im Mai. Der Kurs ist eine intensive Zeit mit vielen neuen Eindrücken. Am Anfang ging es etwa darum, das Fingeralphabet zu lernen. „Das haben wir die ganze Woche durchgepaukt“, sagt Nina Schnittker. Etwa beim Stadt-Land-Fluss-Spielen, bei dem die Teilnehmenden jedes Wort mit den Fingern buchstabieren mussten. Auch klassisches Vokabeltraining stand für die Geschäftsführerin auf dem Programm. Mit ihren Fortschritten ist Nina Schnittker zufrieden. „Hätte ich eine Woche Spanisch-Unterricht gehabt, könnte ich noch nicht so viel“, erzählt sie. Trotzdem mache sie der Kurs nicht zur Gebärdensprachexpertin. Immerhin ist die Deutsche Gebärdensprache schwierig zu erlernen. Wie bei der gesprochenen Sprache gibt es außerdem regionale Dialekte. „Jeder Mensch gebärdet anders“, erzählt Nina Schnittker. Auf die kleinen Feinheiten kommt es in ihrem Arbeitsalltag aber gar nicht an. Eine falsche Gebärde nimmt ihr im Unternehmen schließlich niemand übel. „Man muss dranbleiben und die Gebärden nutzen“, erzählt sie. Dazu hat sie bei der Arbeit mehr als genug Gelegenheiten.

Mit einer eigenen Beratungsstelle unterstützt die Diakonie Stiftung Salem bereits seit vielen Jahren Menschen mit Hörschädigung oder Gehörlosigkeit.

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